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06. Mai 2022 | ZUCHT

Beirat Zucht tagte in Münster: Einheitliche Mindestnote bei Islandpferden für Prämienbuch Eintrag

In seiner Jahrestagung in Münster einigte sich der Beirat Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) auf eine einheitliche Prämienvergabe für Ponys, Kleinpferde und Spezialrassen sowie mehrere Anpassungen in der Zuchtverbandsordnung (ZVO). Zu Beginn der Sitzung ging es jedoch zunächst um eine Rückschau auf das vergangene Jahr und Sachstandsberichte, vor allem zu den derzeit viel diskutierten Themen Körung und Hengstleistungsprüfung.

„Es ist schon erfreulich zu sehen, wie gut die Pferdezucht in Deutschland trotz Corona und Herpes bislang durch die Pandemie gekommen ist, mit Zuwächsen bei den Zuchtstuten, den Bedeckungen, den registrierten Fohlen und auch bei den Mitgliedern“. Bei seinem Rückblick hatte Theodor Leuchten (Ratingen) zunächst Positives zu berichten. Allerdings steht die Deutsche Pferdezucht auch vor großen gemeinsamen Herausforderungen, weshalb der Vorsitzende des Bereichs Zucht alle Beteiligten Zusammenarbeit und Solidarität aufrief. „Der Schulterschluss der Zuchtverbände ist wichtig, wir brauchen außerdem den Rückhalt des Sports und der FN-Mitglieder. Einzelkämpfer haben keine Chance.“

Seit der Verabschiedung der neuen Leitlinien für Tierschutz im Pferdesport wird in der Zucht über die Konsequenzen für die Körung gesprochen. Einige Zuchtverbände haben ihre Körungen um ein bis vier Wochen bereits nach hinten verschoben, andere planen die Verschiebung um ein bis zwei Monate. „Ob das ausreichen wird, muss kritisch hinterfragt werden. Wir bewegen uns auf dünnem Eis“, sagte Leuchten und forderte auf. „Wir sollten den Mut aufbringen, etwas zu verändern.“ Diskutiert wird vor allem die Frage, was in der „Vorbereitungsphase“ vor Vollendung des 30. Lebensmonats, also vor dem eigentlichen Beginn der zielgerichteten Ausbildung zum vorgesehen Nutzungszweck erlaubt ist und was nicht.

Im Fokus stehen insbesondere das Longieren und das Freispringen. Dr. Klaus Miesner berichtete von einem Bund-Länder-Gespräch mit Vertretern der Behörden, Zuchtverbänden und der FN. Dabei wurde ein Sechs-Punkte-Programm erarbeitet, das zunächst für ein Jahr gelten soll. Verabredet wurde, dass Hengsteigentümer und Vorbereitungsställe mittels schriftlicher Eigenerklärung eine Zusicherung zur Art der Vorbereitung abgeben sollen, Stallbesuche, die Einführung eines Tierschutzpreises sowie eine gemeinsame Abstimmung mit den zuständigen Amtsveterinären. Am Ende des Jahres sollen die Erfahrungen dann ausgewertet werden und die Vorgaben für die Gewöhnungsphase gegebenenfalls angepasst werden.

Erste Erfahrungen mit verkürzten Veranlagungsprüfungen 
Die Überlegungen zu den Körungen betreffen auch die Hengstleistungsprüfungen. Das Jahr 2021 wurde bereits als „Pilotjahr“ ausgerufen. Auf Beschluss der Reitpferde-Zuchtverbände soll dieses dazu genutzt werden, im Rahmen der Hengstleistungsprüfung verkürzte Formen der bisher 14-tägigen Veranlagungsprüfung für junge Hengste zu erproben. „Unser Ziel ist es abzuklären, ob sich die Eindrücke zur Reiteignung bei dreijährigen Hengsten ohne größere Belastung auch bereits in einer zwei- oder dreitägigen Kurzprüfung mit Fremdreiter gewinnen lassen“, brachte Dr. Miesner die Hintergründe in Erinnerung. Gleichzeitig soll geprüft werden, wie sich verkürzte Veranlagungsprüfungen zeitlich mit den Körterminen der Zuchtverbände aufeinander abgestimmt beziehungsweise miteinander verbunden kombinieren lassen. Die ersten sieben Durchgänge haben bereits stattgefunden. „Es gibt bereits positive Rückmeldungen, aber auch ein paar ernstzunehmende Kritiken. Ein erster Erfahrungsaustausch mit den Zuchtverbänden und beteiligten Sachverständigen und den Deutschen Hengsthaltern wird in Kürze erfolgen“, kündigte Dr. Miesner an.

Neben Sachstandsberichten über Körung und Hengstleistungsprüfung wurden im Beirat Zucht auch verschiedene Beschlüsse gefasst und Änderungen in der Zuchtverbandsordnung (ZVO) beschlossen:

Herpesimpfung künftig auch bei züchterischen Bundesveranstaltungen empfohlen 
Der Beirat Zucht hat sich auf gemeinsame Regelungen zur Herpes-Impfung verständigt. Anders als im Sport wird ab dem kommenden Jahr auch bei von der FN durchgeführten Leistungsprüfungen, Bundesveranstaltungen und FN-Bundeschauen, bei denen Pferde und Ponys eingestallt werden, eine Impfpflicht empfohlen. Dies gilt auch für Veranstaltungen der Zuchtverbände, bei denen Pferde bzw. Ponys eingestallt werden. Es gelten dann die Impfbestimmungen der Leistungs-Prüfungs-Ordnung. Verpflichtend ist 2023 die Herpes-Impfung allerdings bei Reitpferdehengsten im Rahmen der Hengstleistungsprüfung.

Keine Verunglimpfungen in der Namensgebung 
Die Fantasie von Züchtern und Pferdebesitzern bei der Namensgebung ihrer Pferde kennt fast keine Grenzen. Künftig sind jedoch Namen, die dazu geeignet oder bestimmt sind, einen beleidigenden oder herabwürdigenden Charakter zu entfalten, laut ZVO ausdrücklich als unzulässig definiert.

Hannoveraner Halbblutrennpferd neu in der ZVO
Neu in die Rahmenbestimmungen für die Populationen der deutschen Reitpferdezuchten aufgenommen wurde das Hannoveraner Halbblutrennpferd, da dieses bisher noch nicht offiziell in der Liste der Reitpferderassen stand. Hannoveraner Halbblutrennpferde sind durch dauernde Anpaarung von Hannoveranern mit Vollbluthengsten gezogene Pferde. Das Zuchtbuch über den Ursprung der Rasse wird im Sinne der Vorgaben der EU und des deutschen Tierzuchtrechts vom Hannoveraner Verband geführt.

Einheitliche Prämienvergabe bei Ponys, Kleinpferden und Spezialrassen 
In Münster einigten sich die Vertreter der Ponys, Kleinpferde und Spezialrassen auf die Einführung einer einheitlichen Prämienvergabe für Hengste und Stuten. Ausnahmen gelten lediglich bei den Rassen Islandpferd, Schwarzwälder und Süddeutsches Kaltblut, Friesenpferde und American Quarter Horse. Vergeben werden bei Hengsten die Titel FN-Bundesprämienhengst (B.Pr.H.), Leistungshengst (LH), Prämienhengst (Pr.H.) und Elitehengst (Elite), bei den Stuten sind es entsprechend die Titel Leistungsstute (LS), Prämienstute (Pr.St.) und Elite-Stute (Elite). Bei den Stuten gibt es darüber hinaus die Möglichkeit für Verbände eigenständig die Titel Verbandsprämienstute (Verb.Pr.St.) und Staatsprämienstute (St.Pr.St.) gemäß den Richtlinien der Bundesländer zu vergeben. Die Vergabe der Elite-Titel ist abhängig von der Leistung der Nachkommen, diese wird nach Punkten bewertet. Für einen Nachkommen mit dem Titel „FN-Bundesprämienhengst“ werden beispielsweise vier Punkte angerechnet, ein gekörter Hengst bei einem FN-Mitgliedszuchtverband bringt drei Punkte. Für den Erhalt des Elitestatus sind mindestens zehn Punkte erforderlich. Hier gibt es die Vergaberichtlinien

Neue Eintragungsbestimmungen bei Shetland Ponys 
Da die im Jahr 1998 mit dem Ursprungszuchtbuch und den entsprechenden Ministerien abgesprochenen Regeln zur Eintragung des Shetland Ponys nicht mehr vom Ursprungszuchtbuch akzeptiert werden, gelten ab dem Jahr 2022 geänderte Eintragungsregeln für die Shetland Ponys. Das bedeutet, dass ab 2022 nur noch solche Ponys als Shetland Ponys bezeichnet und ins Zuchtbuch eingetragen werden dürfen, die selbst sowie alle verfügbaren Generationen davor ohne Tigerfärbung und ohne fremde Rasse sind. Alle übrigen Ponys – mit Ausnahme reinrassiger American Shetland Ponys – werden Deutsche Part-Bred Shetland Ponys. Die bisher mit dem Ursprungszuchtbuch vereinbarte Aufstiegsregelung für Ponys der Jahrgänge 2004 und früher ist somit nicht mehr gültig, es muss rückwirkend eine Umsortierung der betroffenen Ponys ins Zuchtbuch Deutsche Part-Bred-Ponys vorgenommen werden. „Es ist leider trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, das Ursprungszuchtbuch der Rasse Shetland Pony, die Shetland Pony Stud-Book Society (SPSBS) davon zu überzeugen, an der 1998 getroffenen Regelung festzuhalten“, sagte Dr. Klaus Miesner. Die neue Regelung zieht auch eine Änderung bei der Ausstellung der Abstammungsnachweise bei den Deutsche Part-Bred-Shetland Ponys nach sich: Die Fohlen bekommen nicht nur dann einen Abstammungsnachweis, wenn der Vater im Jahr der Bedeckung oder spätestens im Jahr der Geburt des Fohlens nicht nur im Hengstbuch I eingetragen ist, sondern auch, wenn er ins Hengstbuch II und die Mutter in das Stutbuch I oder Stutbuch II eingetragen ist.

Einheitliche Mindestnote bei Islandpferden
Zwei Änderungen wurden für Islandpferde beschlossen. Bei der Materialbeurteilung von Hengsten muss ab 2023 neben zwei Materialrichtern des IPZV (Islandpferde-Reiter- und Züchterverband) nun auch zusätzlich ein Zuchtleiter oder ein Beauftragter eines FN-Mitgliedszuchtverbandes Mitglied in der Bewertungskommission sein, damit ein Hengst gekört werden kann. Zudem werden ab sofort Vier- und Fünfgänger mit einer einheitlichen Mindestnote bei einer Materialprüfung für gerittene Pferde nach FIZO in das Prämienbuch eingetragen. Bei den Hengsten gilt nun die Mindestnote von 8,2 für die Eintragung in das Hengstbuch I - Prämienbuch und bei den Stuten die Mindestnote von 8,0. Für die Eintragung in das Hengstbuch 1 brauchen die Hengste nun nur noch die Absolvierung einer FIZO-Prüfung, denn die Mindestnote wurde gestrichen. Die FIZO ist die Islandpferde-Zuchtordnung der Föderation Europäischer Islandpferde Freunde (FEIF).

FN-Bundesprämie auch für Fünfjährige
Ab 2023 können Hengste auch fünfjährig noch eine FN-Bundesprämie erhalten, sofern das Zuchtprogramm der jeweiligen Rasse das Absolvieren der Eigenleistungsprüfung bis zum Ende des Kalenderjahres, in dem sie ihren fünften Geburtstag haben, vorsieht. Um eine FN-Bundesprämie in Form von Urkunde und Plakette zu erhalten, müssen Pferde und Ponys bei einer FN-Bundesschau eine Note von 8,0 und höher erhalten, nach Vorgabe der ZVO im Hengst- oder Stutbuch I eines der FN angeschlossenen Zuchtverbandes eingetragen und gemäß ZVO leistungsgeprüft sein.

Neue Vergaberichtlinien für FN-Medaillen 
Bereits seit Jahren können die Zuchtverbände einem bestimmten Kontingent entsprechend FN-Medaillen für überdurchschnittlich bewertete und prämierte Hengste und Stuten abrufen. In der Sitzung des Beirates Zucht wurden hierfür nun neue Vergaberichtlinien verabschiedet, die sich nach der Zahl der eingetragenen Stuten richten und alle vier Jahre angepasst werden sollen. Diese Medaillen können an Züchter für Hengste und Stuten aller Rassen vergeben werden, denn es stehen Warmblut-, Kaltblut- und Arabermedaillen sowie Medaillen für die Rassegruppe Pony- und Kleinpferde in Gold und Silber zur Verfügung. Die von den Zuchtverbänden im Auftrag von der FN vergebenen Medaillen und Urkunden sind eine Anerkennung an die Züchter für ihre überdurchschnittlich bewerteten und prämierten Zuchtprodukte.

Münster (fn-press): https://www.pferd-aktuell.de/news/aktuelle-meldungen/zucht/beirat-zucht--einheitliche-praemienvergabe-fuer-ponys-kleinpferde-und-spezialrassen